Wer hört, dass ich eine Physiotherapeutin bin, denkt meistens als erstes „Ah, dann kannst du sicherlich gut massieren!“
Ja! Wir Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten können definitiv massieren und verstehen so einiges von der Behandlung von Muskeln, Bindegewebe & Co.
Ich verwende Teile der Massage in meinen Therapien als Ergänzung zu anderen Therapiemethoden, jedoch nicht als Hauptaugenmerk. Wenn ich das Gefühl habe, dass es notwendig ist, die Spannung in einem Muskel zu reduzieren, verwende ich detonisierende Massagetechniken und in manchen Fällen gehört ein Muskel sogar aktiviert, zB für eine darauffolgende sportliche Aktivität. Viel häufiger arbeite ich aber an der Verbesserung von Bewegungsabläufen und Beschwerden am Bewegungsapparat, wie der Reduktion von Schmerzen, um die Lebensqualität und das Wohlbefinden der PatientInnen zu verbessern oder im besten Fall auch wiederherzustellen.
Denn im Mittelpunkt der Physiotherapie steht immer der Mensch und nicht die Diagnose!
Es gibt stets einen Hintergrund hinter den Leiden der PatientInnen. Und wenn der Grund nicht glasklar auf der Hand liegt, wie zB nach einer Verletzung oder Operation, gilt für mich immer (natürlich nur nach Anordnung einer Ärztin/eines Arztes zur Physiotherapie) die Symptome meiner Patientin/meines Patienten mittels Anamnesegespräch und ausführlicher Befundung herauszufinden, um welche Ursache es sich handelt.
Die Fachbereiche der Physiotherapie sind dabei sehr vielseitig. Sie reichen von der Orthopädie, Traumatologie über die Neurologie bin hin zur Pädiatrie oder Geriatrie – um nur einige Felder zu nennen. Physiotherapie kommt nämlich überall da zum Einsatz, wo man mittels Bewegung (aktiver Part) und/oder passiven Techniken eine Verbesserung des Gesundheitszustandes einer Patientin/eines Patienten bewirken kann.
Die Definition unseres Dachverbands Physio Austria lautet: „Physiotherapie ist die Arbeit mit Bewegung und umfasst physiotherapeutische Verfahren der Bewegungstherapie sowie begleitende Maßnahmen der physikalischen Therapie. Physiotherapie fokussiert sich dabei auf die Bewegungsfähigkeit und alle diese beeinflussenden Systeme (insbesondere das Bewegungssystem, Nervensystem und Organsystem) sowie auf das Zusammenspiel von Sensorik und Motorik.“
Daher mein Appell an alle, die wiederkehrende Beschwerden haben oder bemerken, dass unangenehme Symptome oder Schmerzen einfach nicht besser werden: Verändern Sie den Blickwinkel und fragen Sie sich, ob es einen Grund hinter den Beschwerden geben könnte? Sind zB Schmerzen oder Verspannungen vielleicht doch durch Haltungsveränderungen oder Training veränderbar?
Speziell bei wiederkehrenden Beschwerden ist die Ursachenfindung für eine Besserung absolut entscheidend. Dabei kann eine Ärztin/ein Arzt als auch eine Physiotherapeutin/ein Physiotherapeut gut helfen.
Viele „Wehwehchen“ können nämlich wirklich gut mit einem gezielten Training und einigen kleinen physiotherapeutischen Tricks gelöst werden.
Ich habe den Artikel geschrieben, weil mir wichtig ist, dass jeder weiß, dass Physiotherapie sehr umfangreich sein kann und sollte. Sie ist symptomabhängig und für eine langfristige Verbesserung sind immer eine Kombination aus aktiven und passiven Methoden notwendig. Ich kann natürlich nicht für alle TherapeutInnen sprechen, aber meinen Zugang werden viele in dieser Branche unterstreichen.
In diesem Sinne alles Gute für Ihre Gesundheit und für alle die ihre Beschwerden reduzieren oder positiv verändern wollen, ein Tipp, probieren Sie es doch mal mit Physiotherapie. 😉
Eure Lisa
Freiberufliche Physiotherapeutin
http://www.physiosommer.at
