Der Einbeinstand – „Die Übung kann ich im Schlaf“ oder doch nicht so leicht?

„Auf einem Bein stehen? Kein Problem!“, werden Sie sich jetzt bestimmt denken. Jedoch machen Sie es auch wirklich richtig? Sind Ihre Körperachsen bzw. Gelenke im Lot? Und klappt es auch für 30 Sekunden ohne Probleme wenn die Augen geschlossen sind? Oder wie stabil sind Sie, wenn Sie barfuß auf einer wackeligen Unterlage stehen?

Der Einbeinstand ist definitiv eine Übung, die man nicht unterschätzen sollte. Auch wenn es so simple klingt, gibt es doch ein paar Dinge, die hier zu beachten sind.

FÜNF HARD FACTS zum Einbeinstand

1. Als Erstes die Fußstellung – das Gleichgewicht im Einbeinstand baut sehr stark auf dem Fundament unseres Körpers auf – unseren Füßen. Sobald wir nur noch auf einem Bein stehen, wird daher das Belastungsdreieck auf der Fußsohle besonders wichtig. Das Dreieck wird gebildet von der Ferse, wie auch dem Groß- und Kleinzehenballen (siehe Bild unten). Hier sollte der Hauptbelastungsdruck am Fuß statt finden. Zumeist befindet sich aber der Hauptdruck eher am äußeren Fußrand.

Probieren Sie es einfach einmal aus. Wo belasten Sie Ihren Fuß am stärksten? Gerne spiegelt es sich auch auf der Sohle Ihrer Schuhe nieder. Einfach einmal oft getragenen Schuhe umdrehen und auf abgenutzte Stellen inspizieren.

2. Als Nächstes ist die Verschraubung zwischen Ober- und Unterschenkel im Knie sehr wichtig. Rotiert zB das Knie zu viel nach innen, entsteht gerne das bekannte X-Bein. Richtig wäre es, wenn die Kniescheibe in Richtung der Zehen schauen würde, dabei sollte der Druck am Großzehenballen aber nicht verloren gehen, was doch sehr gerne der Fall ist. Anfänglich ist es auch hilfreich eine leichte Spannung in eine „Außenrotation“ des Oberschenkels zu bringen. All diese Dinge in Kombination sollten dabei helfen, dass sich nun das Knie über dem Sprunggelenk befindet und in der Lotlinie besser ausrichtet (siehe Bild).

3. Als dritter Punkt gilt es auch noch auf die Hüft- bzw. Beckenstellung acht zu geben. Gerne stehen wir verdreht oder einseitig, dadurch kann es über die Jahre dazu kommen, dass sich falsche Bewegungsmuster einschleichen und auch hier einen negativen Einfluss auf unsere Beinachse haben. Somit ist es möglich, dass wir glauben gerade zu stehen, jedoch eigentlich sind so einige Gelenke nicht im Lot.

Bitte nicht falsch verstehen, keiner ist zu 100 % symmetrisch und ein bisschen aus der Reihe zu tanzen macht uns einzigartig. 😉

Weichen wir jedoch zu viel von der Norm ab, kann das auf Dauer zu Problemen führen. Daher günstigerer weise sollte im Einbeinstand das Becken gerade nach vorne schauen. Kontrollpunkte können die Beckenknochen, welche gut tastbar vorne am Becken links und rechts sind, sein. Das heißt, die Beckenknochen schauen ebenfalls in Richtung der Zehen.

4. Viertens ist es wichtig die Tiefenspannung im Rumpf adäquat aktivieren zu können. Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Aktivierung der Rumpfmuskulatur und dem Gleichgewicht gibt. Daher kann auch Rumpftraining das Gleichgewicht im Einbeinstand deutlich verbessern.

5. Und zu guter Letzt haben auch unsere Sinne einen Einfluss auf das Gleichgewicht. Vor allem unsere Augen können uns bei der Stabilisierung unseres Gleichgewichts helfen. Jedoch sollte auch ohne optische Kontrolle das Gleichgewicht nicht ins wanken geraten. Daher gilt es das Gleichgewichtstraining barfuß zu trainieren, damit wir die Rezeptoren in unserer Fußsohle (Tastsinn bzw. Wahrnehmung) in ihrer Sensibilität schulen und schärfen.

Daher ist es durchaus nicht verkehrt, anfänglich, wenn das Gleichgewicht schwer zu halten ist, diese einzusetzen. Zum Beispiel unsere Augen können uns beim Balanceakt sehr unterstützen. Fixiert man nämlich mit den Augen einen Punkt, fällt es einen durchaus leichter ruhig auf einem Bein zu stehen. Damit es aber auch ohne Hilfe der Augen in kniffligeren Situationen gelingt, gilt es gut geschulte Rezeptoren im Gepäck zu haben.

Daher zahlt es sich durchaus aus ein Gleichgewichtstraining mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen ab und zu in den Alltag einzubauen. Wichtig ist es jedoch die beschrieben Punkte zu berücksichtigen.

Wie das Ganze aussehen soll und ein paar Varianten des Einbeinstandes inkl. Steigerungsideen finden sich in folgendem Video:

https://www.youtube.com/watch?v=CAEl7PP-tsQ&t=1s

Abschließend möchte ich noch gesagt haben, dass ein stabiler Einbeinstand eine Basisübungen für alle alltäglichen Bewegungen ist und je besser die Beinachse stabilisiert werden kann, sei es in statische oder dynamischen Bewegungen, desto seltener kommt es zu Beschwerden am Bewegungsapparat.

Frohes Balancieren 🙂
Eure Lisa
Freiberufliche Physiotherapeutin
http://www.physiosommer.at

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